Volksabstimmungen in der Schweiz 1874
Dieser Artikel bietet eine Übersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1874.
In der Schweiz fand auf Bundesebene eine Volksabstimmung statt, im Rahmen eines Urnengangs am 19. April. Es handelte sich dabei um ein obligatorisches Referendum.
Abstimmung am 19. April 1874
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ergebnis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nr. | Vorlage | Art | Stimm- berechtigte |
Abgegebene Stimmen |
Beteiligung | Gültige Stimmen |
Ja | Nein | Ja-Anteil | Nein-Anteil | Stände | Ergebnis |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
12[1] | Totalrevision der Bundesverfassung | OR | k. A. | k. A. | k. A. | 538'212 | 340'199 | 198'013 | 63,21 % | 36,79 % | 13½:8½ | ja |
Totalrevision der Bundesverfassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ablehnung der zentralistisch geprägten Totalrevision der Schweizer Bundesverfassung 1872 war sehr knapp ausgefallen, weshalb die Revisionsbefürworter sogleich einen zweiten Anlauf starteten. Eine im Dezember 1872 von beiden Kammern des Parlaments überwiesene Motion forderte den Bundesrat auf, einen neuen Verfassungsentwurf auszuarbeiten. Dieser lag im Juli 1873 vor und kam den vor allem aus der Romandie stammenden Föderalisten entgegen, indem er die Bundeskompetenzen in den Bereichen Armee, Recht und Schule gegenüber der Vorlage von 1872 zurückschraubte. So sollte die angestrebte Rechtsvereinheitlichung vorerst auf den wirtschaftlichen Bereich, die Niederlassungsfreiheit, die Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie Belange des Zivilstandes beschränkt bleiben. Um die Demokraten zufriedenzustellen, hielt das Parlament an der bereits zwei Jahre zuvor beschlossenen Einführung des fakultativen Referendums fest. Andererseits sollten, geprägt durch den damaligen Kulturkampf, mehrere konfessionelle Ausnahmeartikel den Machtanspruch der Römisch-katholischen Kirche in die Schranken weisen. Dazu gehörten unter anderem ein Verbot der Jesuiten und der Errichtung neuer Klöster. Während die Föderalisten mit dem Entwurf zufrieden waren und diesen nun unterstützten, stiess er bei den Katholisch-Konservativen auf heftigen Widerstand. Da die Befürworter einen Teil der früheren Opposition auf ihre Seite gebracht hatten, resultierte letztlich ein deutliches Volks- und Ständemehr. Die neue Verfassung trat am 29. Mai 1874 in Kraft und galt bis Ende 1999, wobei ihre Grundzüge zum Teil bis heute nachwirken.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolf Linder, Christian Bolliger und Yvan Rielle (Hrsg.): Handbuch der eidgenössischen Volksabstimmungen 1848–2007. Haupt-Verlag, Bern 2010, ISBN 978-3-258-07564-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 (admin.ch)
- Swissvotes – Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen (Universität Bern)
- Karten im Politischen Atlas der Schweiz (Bundesamt für Statistik)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vorlage Nr. 12. In: Chronologie Volksabstimmungen. Bundeskanzlei, 2021, abgerufen am 6. Oktober 2021.
- ↑ Yvan Rielle: «Il nous faut les Welsches» – Kompromisse ebnen der neuen Bundesverfassung den Weg. In: Handbuch der eidgenössischen Volksabstimmungen 1848–2007. S. 34–37 (swissvotes.ch [PDF; 78 kB; abgerufen am 6. Oktober 2021]).